Räume für Könige, Feste und Grabsteine
Ich habe inzwischen die östliche Spitze der Festung umrundet und blicke schon auf die kleine Friedrichsburg.
Unterwegs begegnet mir König Johann von Sachsen in Gestalt eines eleganten Standbildes aus weißem Marmor.
Kurz darauf stehe ich vor der Friedrichsburg. Einstmals als Beobachtungsturm gebaut, diente das Erdgeschoss der Aufstellung von Geschützen, während das Obergeschoss als Festsaal genutzt wurde. August der Starke ließ später das Haus zum barocken Pavillon umbauen und eine "Maschinentafel" installieren. So konnte er oben ungestört im Spiegelsaal feiern, während sich zum Erstaunen der Gäste der Fußboden öffnete und eine fertig gedeckte Tafel zum Vorschein kam. Das Märchen vom "Tischlein deck dich" wurde hier in die Tat umgesetzt.
Die Tafel samt Teilen der Friedrichsburg fiel 1744 einem Blitzschlag zum Opfer. Man baute das Haus ohne den Maschinentisch wieder auf. Ich blicke von draußen in den heutigen Saal, der wieder ein "Tischlein deck dich" besitzt und auch als Standesamt genutzt wird.
Fast an italienische Gefilde erinnern die Treppen, die mich nun wieder hinunter führen.
Faszinierende Treppenblicke - das muss ich mir genauer anschauen.
Dann geht es weiter entlang der Festungsmauer. Der Lilienstein im Hintergrund enthüllt sein Geheimnis nun doch ganz allmählich.
Ich erreiche das Pulvermagazin No. 2 mit bombenfestem Gewölbe. Darin ich jedoch kein Pulver mehr finde, sondern die Grabsteine des ehemaligen Garnisonsfriedhofes, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, nachdem der Friedhof am Fuße der Festung immer mehr verfiel und schließlich nicht mehr zu retten war.
Memento mori - Gedenke des Todes. Ein Ort, der an die Vergänglichkeit allen Seins erinnert.
Ich drehe mich um und schaue geradewegs zur Garnisonskirche. Übrigens die erste in Sachsen. Und das älteste nachweisbare Gebäude auf dem Königstein. Regelmäßig finden hier Konzerte statt.
Der Regen hat seine Spuren hinterlassen und tropft von den prächtigen Blüten des Rotdorns.